Direkt zum Hauptbereich

- 2 - Eine Weihnachtsgeschichte

Heute kommen die sechs Wörter von einer Freundin, es wird vermutlich etwas Weihnachtlich. Die sechs Wörter lauten:
Schokolade, Baum, Weihnachten, Pferd, Kutsche, Licht

Während andere Kinder dem Weihnachtsfest und den zahlreichen Geschenken, ja vor allem den Geschenken, entgegenfieberten, bereitete ihr der Gedanke an das herannahende Weihnachtsfest nur wenig Freude. Es war ein Tag wie jeder andere für sie und die anderen Kinder im Waisenhaus. Mehr konnte und durfte sie auch nicht erwarten, doch wünschte sie sich in ihrem tiefsten Inneren ein einziges richtiges Weihnachtsfest. Mit einem Weihnachtsbaum, vielleicht sogar einem Weihnachtsgeschenk. Nachdem sie eingeschlafen war träumte sie noch lange von einem großen, mit Kugeln und Kerzen geschmückten Weihnachtsbaum.

Überall warteten die Kinder gespannt darauf, dass die diesjährige Bescherung seinen Lauf nahm und sie endlich ihre Geschenke öffnen dürften. Derweil löffelten die letzten Kinder aus dem Waisenhaus ihre Suppe aus. Doch dieses Jahr gab es eine besondere Überraschung für die kleinen Waisen. Nachdem alle aufgegessen hatten stellten sie sich in einer Reihe auf und jeder bekam ein kleines Stück köstlicher Schokolade. Die Freude unter den Kindern war groß, alle wünschten sie sich eine frohe Weihnacht. Draußen wehte der wunderschöne weiße Schnee und bedeckte all die Bäume, Dächer und Straßen.

Sie war die erste der kleinen Waisengruppe, die den gemeinsamen Schlafsaal betrat. Sie konnte ihren Augen nicht trauen! Die kleinen aneinandergereihten Betten waren verschwunden, ebenso die Decke des großen Raumes. Stattdessen ragte ein riesiger, raumfüllender, tannengrüner Weihnachtsbaum den Himmel empor. »Seht doch!«, rief sie den anderen Kindern entgegen. Sie alle kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, freudiges Kinderlachen ertönte und füllte den Raum. Die Zweige des gigantischen Weihnachtsbaumes waren stufenförmig, wie eine Treppe, angeordnet. An ihren Enden hingen riesige Kugeln in allen nur erdenklichen Farben! Die hell brennenden Kerzen strömten ein warmes, weiches Licht aus. Genau, wie es in ihrem Traum gewesen war. Sie konnte es kaum glauben. Sie schloss die Augen und genoss diesen wundersamen Augeblick. Der Geruch frischer Tannenzweige erfasste sie. Doch war dort noch ein anderer Geruch, der von oben zu kommen schien. Sie öffnete die Augen und trat noch zögerlich auf die erste Stufe der Tannentreppe. Sie schien stabil zu sein. Vorsichtig erklomm sie Stufe für Stufe die lange, immer enger werdende Tannentreppe. Der Geruch verdichtete sich immer weiter, schnell stieg sie auch die letzten Tannenstufen hinauf. Schon wieder konnte sie ihren Augen kaum trauen: An der Spitze des riesigen Weihnachtsbaum, von der sie über die gesammte schneeweiße Stadt gucken konnte, stand eine große, rote Kutsche. Sie erschrak, als sie sah, dass die Kutsche nicht von Pferden gezogen wurde. Stattdessen standen dort neun große, ausgeweachsene Rentiere, die die Kutsche, die sie jetzt als Schlitten erkannte, offenbar zogen. Aus dem Schlitten erhob sich ein alter Mann mit langem roten Mantel, einen weißen Rauschebart und roter Zipfelmütze. Er trug einen großen Sack mit unzähligen Geschenken. Doch das größte Geschenk hatte sie bereits erhalten. Ihr Traum war in Erfüllung gegangen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

- 1 - Der Schwefelmörder

Der erste Blogeintrag. Die ersten sechs Wörter und die erste Geschichte. Das Prinzip dieses Blogs kurz erläutert: Aus sechs Wörtern (Nomen), die ich, jemand anderes, oder ihr in den Kommentaren, nennt, schreibe ich eine kurze Geschichte. Die sechs Wörter müssen in der Geschichte mindestens einmal verwendet werden. Die Geschichten können beliebig lang oder kurz werden, solange alle Wörter enthalten sind. Fangen wir direkt an. Sechs Wörter: Detektiv, Stift, Rathaus, Foto, Villa, Wärme Emil war keineswegs ein unerfahrener Detektiv, doch brachte ihn dieser Fall an die Grenzen seines Verstandes. Seit er sich diesem Fall vor 2 Wochen angenommen hatte, konnte er an nichts anders mehr denken. Immer wieder schweiften seine Gedanken ungewollt zurück zu diesem mysteriösen Fall. Mit schnellen Schritten ging er auf das große Rathausgebäude zu. Er wollte gerade eintreten, als ihm ein merkwürdiger Geruch auffiel. Er blieb stehen und versuchte den Geruch zu deuten, als es ihm wie Schuppen von de